Klinische Studien

Die Zentren des OcuNet Verbunds haben bereits wiederholt gemeinsam klinische Studienvorhaben realisiert und die Ergebnisse publiziert. Bei der OcuNet Zentrale liegen die Vorbereitung, Konzeption und Koordination gemäß Good Clinical Practice (GCP), die Studienzentren sind sowohl die dem Verbund angeschlossenen Zentren als auch befreundete Einrichtungen. OcuNet wird dabei von universitätsgebundenen Institute und auf Monitoring und Datamanagement spezialisierte Contract Research Organizations (CRO) unterstützt.

Multizentrische epidemiologische Benchmarkstudie: Ergebnisqualität in der Kataraktchirurgie
Eine in 2007/2008 durchgeführte multizentrische epidemiologische Benchmarkstudie diente der Quantifizierung maximal machbarer Ergebnisqualität in der Kataraktoperation unter optimalen Umfeldbedingungen. Eingeschlossen wurden z.B. nur Patienten, die mit Ausnahme der Trübung des Grauen Stars augengesund waren. Operateure mussten hohe Operationserfahrung aufweisen können. Ein Ausschnitt der Ergebnisse wurde als Poster auf einem Workshop des Bundesministeriums für Gesundheit in 2010 präsentiert. Die wichtigste wissenschaftliche Veröffentlichung erschien in der Zeitschrift Ophthalmology, der internationalen Fachzeitschrift in der Augenheilkunde mit der weltweit höchsten Reputation.

Klinische Studie zu subjektiver Beeinträchtigung von Patienten mit Glaskörpertrübung (Floaters) und Nutzen einer operativen Behandlung

Die subjektive Beeinträchtigung bei Glaskörpertrübungen (auch „Fliegende Mücken, Floaters oder Mouches Volantes) lässt sich mit augenmedizinischen Messverfahren nur ungenügend erfassen. Ziel der Studie war es, die subjektive Beeinträchtigung von Patienten mit Glaskörpertrübungen vor und im Verlauf nach einer operativen Therapie zu erfassen. Dazu wurde ein floatersspezifischer Fragebogen eingesetzt. Die gemessenen Beeinträchtigungswerte wurden augenmedizinischen Kenngrößen gegenübergestellt.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass stark von Floaters beeinträchtigte Patienten von der Operation erheblich profitieren. Bei allen Studienpatentien war ein Jahr nach der Operation ihre subjektiv empfundene Beeinträchtigung im Durchschnitt um fast 80% geringer als zuvor. Besonders auffällig: die wenigen Patienten, bei denen es Komplikationen gegeben hatte, gaben sogar eine noch etwas deutlichere Reduzierung ihrer Beeinträchtigung an. Es kam eine weitere, überraschende Erkenntnis hinzu, wie Studienleiter Prof. K. Ludwig, Nürnberg, erläutert: „Bei den meisten Patienten besserten sich auch andere Beschwerden wie Leseprobleme in der Nähe oder erhöhte Blendungsempfindlichkeit, obwohl wir hieran nichts korrigiert haben. Daraus schließen wir, dass Glaskörpertrübungen Probleme beim Lesen oder beim Kontrastsehen zusätzlich verstärken können.“

Hahn U, Krummenauer F, Ludwig K: “23G pars plana vitrectomy for vitreal floaters: prospective assessment of subjective self-reported visual impairment and surgery-related risks during the course of treatment”. Graefe's Archive for Clinical and Experimental Ophthalmology. 2018 Jun;256(6):1089–1099.

- Pressemitteilung

Die Studiendaten wurden auch unter dem Gesichtspunkt ausgewertet, ob sich soziodemographische und augenmedizinische Merkmale der Patienten zeigen lassen, die mit hoher subjektiver Beeinträchtigung vergesellschaftet sind. Dabei zeigten sich einige deutliche Trends. Diese Erkenntnisse können Augenärzte in der Beratung von Floaterspatienten helfen.

Hahn U, Baulig C, Tulka S, Ludwig K: Typisierung von Floaterpatienten, Ophthalmologe. 2020. Open acces published 27 March 2020.

Klinische Studie zur Rotationsstabilität torischer Linsen

In einer multizentrischen randomisierten klinischen Studie wurde die Rotationsstabilität torischer Intraokularlinsen mit und ohne einem implantierten Hilfsmittel, dem sogenannten Kapselsackspanner, gemessen. Torische Linsen sind Kunstlinsen, die anstelle der körpereigenen Linsen z.B. bei einer Operation des grauen Stars implantiert werden. Torische Linsen gleichen eine Unregelmäßigkeit der Hornhaut, die sogenannte Stabssichtigkeit oder Astigmatismus, aus. Für den Erfolg ist eine stabile Lage der Linse mit möglichst wenig Rotation entscheidend.

Mit dieser methodisch anspruchsvollen Studie wurde geprüft, ob der Kapselsackspanner Einfluss auf die Rotationsstabilität hat. Neu war zudem, dass die Lage der Kunstlinsen nach der Operation mit einer „Toric Tracker Software“ objektiviert wurde.

Hahn U, Krummenauer F, Schmickler S, Koch J: Rotation of a toric intraocular lens with and without capsular tension ring: data from a multicenter non-inferiority randomized clinical trial (RCT) . BMC Ophthalmology. 2019;19:143.